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TRENDVIEWS of FASHION, ARTS & LIFESTYLE


Mittwoch, 27. Juli 2016

Neues aus dem Reich der Schatten - Shadowland 2


Sieben Jahre nach der ersten Tournee von "Shadowland", der faszinierenden Show aus Schatten und Licht, die weltweit für Fuore sorgte, kommt die Modern Dance Company Pilobolus nun mit Shadowland 2 zurück nach Europa.

Schatten sind die Highlights der Show

Seit Dienstag entführt uns das Ensemble aus Connecticut, USA in eine retro-futuristische Fantasiewelt aus Schattenspiel, Tanztheater, Artistik und Musik. Die "Neuen Abenteuer" spielen in einem Kartonfabriklager. Die Kartons spielen dabei eine wesentliche Rolle. Darin eingesperrt sind nämlich phantastische Kreaturen von großer Schönheit - unschuldig, versteckt, gestohlen. Mehrere Leinwände werden gleichzeitig als Schattentheater bespielt und eine ausgefeilte Lichttechnik hebt das Schauspiel auf eine neue Ebene. Werden die verschleppten Kreaturen befreit?

Foto: Beowulf-Sheehan

Eine Welt zwischen Illusion und Realität

Die Live-Performance nimmt Züge eines dreidimensionalen theatralischen Videospiels an, in der unsere virtuelle Welt mit ihrem Bildschirmen und verwirrenden Gleichzeitigkeiten eine eigensinnige Magie entwickelt. Diesmal taucht der Zuschauer ein in Dschungelwälder, Musikkneipen und Maschinenwelten, bevölkert Autos, Straußenvögel, Robotermenschen und Wolkenwesen.






alle Fotos: Beowulf-Sheehan
Erleben auch Sie "Das Neue Abenteuer SHADOWLAND 2, Neues aus dem Reich der Schatten". Auftakt der Tournee ist bis zum 31.7. in Berliner Admiralspalast. Dann geht es erstmal weiter nach Düsseldorf, München, Frankfurt u. a. Mehr Infos zu den Tourdaten und Tickets gibt es hier>>

Admiralspalast
Friedrichstraße 101, Berlin -Mitte
Tel. 030/ 22 50 70 00,
Karten kosten 17-64 Euro

Hier noch ein kurzes Video mit einer Vorschau:



Dienstag, 26. Juli 2016

Wunderschönes Kinderbuch "Milli Hasenfuß"


„Vorlesen ist die Mutter des Lesens“. Dieses Zitat ist von Goethe und hat auch heutzutage seine Gültigkeit. Vorlesen - so meinte Goethe – von frühster Kindheit an, ist von immenser Bedeutung. Bilderbücher fördern die spätere Lesekompetenz unserer Kinder. Ein Kind lernt beim Betrachten, Zuhören und Erzählen vieles, was für das spätere, das „wirkliche Lesen“ wichtig ist.

Im Gegensatz zum Fernsehen, das alle Bilder schon vorgibt, lässt das Erzählen und Vorlesen der Vorstellungskraft unserer Kindes Raum. Mithilfe ihrer Fantasie erzeugt es selbst "innere Bilder" und geht beim Zuhören auf Reisen - in andere Zeiten, Erfahrungs- und Gefühlswelten. Dabei trainiert unser Kind sein abstraktes Denken, seine Kreativität wird gefördert und es lernt, sich in andere hineinzuversetzen. Zugleich erfährt es aber auch, dass es mit seinen Gefühlen nicht allein ist und dass es andere gibt, die Ähnliches empfinden (zum Beispiel Liebe, Eifersucht und Wut).


Am Anfang ist das Bild.

Als meine Kinder noch klein waren, haben wir viele Stunden damit verbracht Bilderbücher anzuschauen oder vorzulesen. Viele Geschichte habe ich gefühlt 1000Mal vorgelesen. Daher war es für mich immer wichtig schöne Kinderbücher zu finden, die meinen Kindern und mir gefallen. Genau ein solches liebevolle Bilderbuch ist »Milli Hasenfuß« von dem österreichisch-tschechische Schriftsteller Michael Stavaric und wunderbar illustriert von Ulrike Möltgen.

Malerische Collagen, schimmernde Farbschichten und ein leuchtendes Finish: Das Kinderbuch »Milli Hasenfuß« ist ein ganz besonderes.



Auf 24 Seiten erzählen Michael Stavaric und Ulrike Möltgen die Geschichte des ängstlichen Hasenmädchens Milli und lassen dabei eine ganz eigene Welt entstehen. In kunstvollen Collagen, mit leuchtenden Farben oder ganz schlicht in Weiß und Schwarz lassen sie die Odyssee des kleinen Häschens lebendig werden, das durch den Wald, die Felder und die laute Stadt zieht.

Milli Hasenfuß ist ein kleines, ängstliches Tierchen. Panisch und zitternd sucht das kleine Häschen Unterschlupf vor den großen Gefahren, die überall lauern.


Milli zittert, schlottert, fiepst: 
„Wie fies die sind, einem solche Angst einzujagen! 
Ob ich mich in einem Blumenmeer verstecken kann?“ 

„Ach Milli“, duften süß die Blüten, »wir sind doch rot, 
kein Hort für dich, hier kann kein weißes Häschen untertauchen,
 hops lieber mal schnell weiter!“

„Was bleibt mir übrig, ich werd es in der Stadt versuchen, 
die ist laut und bunt und grell!“ 
„Ach Milli!“, blinken wild die Ampeln, „wir leuchten rot, orange und grün, 
hier darfst du nicht verweilen. All die Straßen, Autos, Menschen, 
es wäre bald dein Ende, hops lieber mal schnell weiter!“


Milli versteckt sich im Wald, auf den Feldern und sogar in der großen, lauten Stadt. Ängstlich möchte Milli am liebsten unsichtbar sein, doch mit ihrem weißen Fell fällt sie überall auf. Sie scheint schon aufgegeben zu haben. Doch dann geschieht etwas Wunderbares und Milli muss sich nicht mehr verstecken. Der Winter kommt und erste Flocken fallen …


Ulrike Möltgens farbintensive Collagen werden durch Michael Stavaricˇs poetische Worte zu einer lehrreichen und bezaubernden Geschichte zusammengefügt.

Milli Hasenfuß von Ulrike Möltgen und Michael Stavaric:
24 Seiten, gebundene Ausgabe, Format: 23,5 x 29,5 cm,
Kunstanstifter Verlag, Euro 19,80.

Mittwoch, 20. Juli 2016

Yumalove - spreads Love! Berlin's erster Turnschuhladen für Kinder hat eröffent.

Yumalove - Der erste Berliner Turnschuhladen exklusiv für Kinder Foto©DanielReiter

Am Samstag war schon mal Pre-Opening bei Yumalove, in Berlin's ersten Sneaker-Laden für Kinder, mitten in Rixdorf im Herzen Neuköllns. Yumalove (juː m ˈa lav) widmet sich ausschließlich den Bedürfnissen des Nachwuchs. Neben etablierten Marken wie ASICS, New Balance, PUMA, Hummel, Converse, Vans und andere ausgewählte Marken sind auch eine Reihe von liebevoll ausgewählten Einzelstücken erhältlich. Neben Sneakers präsentiert Yumalove auch sein eigenes gleichnamiges Label, eine exklusive Capsule Kollektion, die in enger Zusammenarbeit mit Berliner Labels entstanden ist. Rucksäcke von Herschel und Vermala, Caps von New Era und Uhren von G-Shock runden das Sortiment zusätzlich ab.



Gründer und Inhaber von Yumalove: Kwon Kim
Mit bunter Kinder-Disko am Nachmittag und einer ausgelassenen Sommerparty, begleitet von Tunes Berliner DJ Größen wie DJ Sooph, DJ Perry (Beathoavenz), DJ Luke4000 (Seeed) und DJ Chino (Culcha Candela), koreanischem Fingerfood und zuckerfreiem Gebäck von 1,2,3 feierte Gründer Kwon Kim mit Presse und Freunden die Eröffnung.

Kwon Kim, waschechter Kreuzberger und im früheren Leben Produkt Manager bei PUMA, Adidas und ASICS & Onitsuka Tiger, hat mit Yumalove etwas absolut Neues geschaffen. Inspiriert für sein Projekt wurde er durch eine Weltreise und vor allem durch die Geburt seiner Tochter. Er fügt dabei zusammen, was zusammen gehört: Seine langjährige, professionelle Expertise aus dem Sneaker Business und der kreative Input aus seinem lokalen Umfeld. Von der grafischen Gestaltung über die Architektur und das Interior Design bis hin zum Warenwirtschaftssystem ist alles aus den Händen Berliner Gründer. Yumalove ist nicht nur einfach ein Laden, sondern ein einzigartiges Gemeinschaftsprojekt und ein Ort, der Kinder wie Erwachsene mit allen Sinnen anspricht, unterhält und zum Erleben einlädt.
 
Upcycling Miniaturküchen von rafinesse & tristesse


Yumalove Capsule Kollektion, die in enger Zusammenarbeit mit Berliner Labels entstanden ist.

Seit dieser Woche stehen die Türen von Yumalove für alle offen und Kwon Kim und sein Team freut sich auf Euch.

Yumalove GmbH
Richardstr. 45
12055 Berlin
Öffnungszeiten:
Mo.-Fr.: 11-19 Uhr
Sa.: 10-16 Uhr

Montag, 18. Juli 2016

Harry Graf Kessler – Flaneur durch die Moderne



Die „Stiftung Brandenburger Tor“ zeigt im MaxLiebermann Haus an Pariser Platz in Berlin (gleich neben dem Brandenburger Tor) eine wunderbare Ausstellung über Harry Graf Kessler.

Harry Graf Kessler war Kunstsammler, Mäzen, Verleger, Diplomat, Dandy und ein scharfer Beobachter seiner Zeit. Fast sein ganzes Leben lang führte er Tagebuch. Seine Eindrücke, Gedanken und Beobachtungen hielt er hier akribisch fest. 1968 in Paris geboren, der Vater war ein deutscher Bankier, die Mutter aus irischer Adel. Als er elf Jahre alt ist, wird die Familie geadelt. Er sprach fließend, Deutsch, Englisch, Französisch konnte Latein und Alt-Griechisch. Er war einer der schillernden Figuren in der europäischen Kulturgeschichte.

Heute würde Harry sicherlich auf allen sozialen Medien unterwegs sein, Facebook, Twitter, Instagram. Damals, seit seinem zwölften Lebensjahr, fing er an täglich in sein Tagebuch zu „posten“, was er zwischen Berlin, Paris und London erlebte. Bis zu seinem Tod im Jahre 1937 sammelten sich so 15 000 eng beschriebene Seiten an, darin erwähnt: 12 000 Personen. Heute wäre er sicherlich ein erfolgreicher „Blogger“ und „Social Media Influencer“.

Blick auf einen Teil der Tagebücher von Harry Graf Kessler
Wie aktuell die Person und die Gedankenwelt Kesslers heute noch sind, präsentiert die Ausstellung im Max Liebermann Haus. Tief beeinflusst von Nietzsche analysierte er sein gesellschaftliches Umfeld und schrieb dies in seinen Tagebüchern nieder. Unter dem frischen Eindruck der Geschehnisse vermittelt er ein Bild der zwanziger Jahre von einer Lebendigkeit, wie sie sonst kaum zu finden ist. Ein Fest für Kulturhungrige, Geschichtsbegeisterte und Wissbegierige. Ich habe mir im Anschluss gleich die Taschenbuchausgabe der Tagebücher von 1918-1937 bestellt.

Die Ausstellung geht noch bis zum bis 21. August 2016
Mo/Mi/Do/Fr 10-18 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr.

An Donnerstag, 21. Juli, 19:30 Uhr findet ein Vortrag von John Dieter Brinks statt:
Der Mentor. Harry Graf Kesslers Nietsche-Erlebnis.

"Harry Graf Kessler - Flaneur durch die Moderne",
Liebermann-Haus, Pariser Platz 7, Berlin.
Katalog zur Ausstellung (Nicolai Verlag) 24,95 .

Sonntag, 17. Juli 2016

Foreign Affairs 2016 - das Art Festival begeisterte bis zum Sonnenaufgang


Die fünfte und letzte Ausgabe des internationalen Performing Arts Festival endete am frühen Morgen des 17. Juli. Ausgehend von der Zusammenarbeit mit dem diesjährigen Focus-Künstler William Kentridge hatte der künstlerische Leiter Matthias von Hartz internationale Künstler*innen eingeladen, Projekte zum Themenfeld 'Uncertainty' mit dem Festivalteam zu entwickeln (siehe unser Bericht vom 4. Juli).

Habe die wichtigten drei Bücher im Zusammenhang mit den Kentridge Festivalhöhepunkten gleich mal erstanden.
Das 12-tägige Festival begeisterte besonders mit den Veranstaltungen des afrikanischen Künstlers William Kentridge. Das transdisziplinäre Werk von Kentridge verband sein bildnerisches Schaffen (im Martin-Gropius-Bau)  mit seinen performativen Arbeiten im Haus der Berliner Festspiele. Diese Festivalaufführungen, Projektionen und Installationen waren für mich ein Festival-Highlights. Ein Höhepunkt die Aufführung Refuse the Hour“ aus der Zusammenarbeit mit Philip Miller, Dada Masilo, Catherine Meyburg und Peter Galison. Sie war Teil  der "Drawing Lessons" und bildete als sechster Teil der "Lessons" einen fulminanten Abschluss.  Für Foreign Affairs 2016 inszenierte Kentridge unter dem Titel „Berlin Memory“ die bereits 49. „Drawing Lesson“.

Auschnitt aus der Aufführung Refuse the Hour“ im haus der Berliner Festspiele | Foto© Circus Mag

Standing Ovation für Refuse the Hour“ | Foto © Circus Mag

Aufführung „Paper Music“ mit William Kentridge (Mitte) im Martin-Gropius-Bau
| Fotos © Circus Mag
Eröffnet wurde die Aufführungsreihe mit den Ciné-Concert „Paper Music“ von William Kentridge im Martin-Gropius-Bau. Es ist das jüngste Ergebnis der langjährigen Zusammenarbeit zwischen William Kentridge und dem südafrikanischen Komponisten Philip Miller. Wunderbar und überzeugend, ja berauschend war der subversiver Lied-Zyklus: die Videoanimationen aus Kohle- oder Tuschezeichnungen untermalt von der Live-Performance der Sängerinnen Ann Masina und Joanna Dudley sowie des Pianisten Vincenzo Pasquariello.

Filmprojektion auf der Festspielhausfassade |
Foto© Christopher Hewitt

Foto© Christopher Hewitt

Die 44 Meter lange Filmprojektion „More Sweetly Play the Dance“ von William Kentridge ist im Rahmen des Projekts „NO IT IS !“ nicht nur im Martin-Gropius-Bau, sondern auch an der Festspielhausfassade zu erleben. Die großflächige Projektion bildete das Entrée zur Nachtausstellung.


Die große Kentridge-Werkschau „NO IT IS !“ ist übrigens noch bis zum 21. August im Martin-Gropius-Bau zu sehen, Niederkirchnerstr. 7, Mi bis Mo 10–19 Uhr. 

Samstag, 16. Juli 2016

„Chinese Whispers“ im Haus am Waldsee


„Chinese Whispers“ ist übersetzt so wie „Stille Post“. Einige kennen vielleicht noch das beliebte Kindergeburtstagsspiel: eine Person überlegt sich einen kurzen Satz, der wird flüsternd weitergegeben und am Ende kann man sich nur wundern was aus der ursprünglichen Nachricht geworden ist.

Mit dieser Idee der „Stillen Post“ (Chinese Whispers) hat der Fotokünstler Ingo Mittelstaedt (*1978)  zum 70. Geburtstages des Hauses am Waldsee mit der umfangreichen und bisher unveröffentlichten Sammlung des Rechtsanwalts und Kunstexperten Peter Rau eine Ausstellung gestaltet. „Chinese Whispers“ sieht Ingo Mittelstaedt nicht als Hommage an den herausragenden Anwalt der Künste und Sammler, Peter Raue, noch als das Ergebnis einer kuratorischen Leistung. Vielmehr sieht er sich dabei als Arrangeur und die Gesamtinstallation als eigenes Kunstwerk.

Mittelstaedt's räumlichen Ideentransformationen im Erdgeschoss

In acht Raumbildern bricht Mittelstaedt Hierarchien der Kunstgeschichte auf und unterläuft herkömmliche Regeln der Ausstellungspraxis. Wie in einem digitalen Netzwerk geraten Werke aus der Sammlung, Fotografien und Fundstücke aus seinem Atelier in ein ebenso dichtes, wie leises und überraschendes Gespräch darüber, wie künstlerische Ideen im 21. Jahrhundert lebendig bleiben.

Eine künstlerische Praxis gesteuerter Zufälle

Gestern Abend fand als begleitendes Ausstellungsprogramm ein Künstlergespräch mit Prof. Dr. Peter Raue und Ingo Mittelstaedt unter der Moderation von Dr. Katja Blomberg statt. Überraschend war wie Raue und Mittelstaedt diesen Transformationsprozess der Kunstwerke bewerten. Peter Raue hat anfangs noch versucht diesen Prozess des Arrangements von Ingo Mittelstaedt zu verstehen, dies war ihn aber zu wild und er hat seine Sammlung ohne weiteren Kommentar vertrauensvoll den Arrangeur überlassen.

In der Tradition der Londoner Independent Group der frühen 1950er Jahre arrangiert Mittelstaedt Kunst, Fotografien und eigene Fundstücken zu einem neuen fotogrfischen Bild.

Ingo Mittelstedt stellte seine Sichtweise und seinen Ansatz der Herangehensweise dem Publikum vor. Gerade die „Podestarbeit“ im Erdgeschoss (Mittelstaedt bezeichnete sie auch als Travestie-Show) ist für ihn ein Spiel zwischen den Dimensionen: 2D, 3D und dann wieder auf 2D zu reduzieren. In seinen Arrangements versucht er Bilder aus der Perspektive der Fotografie und der Ästhetik umzusetzen. So entstanden z. B. auf dem Podest neue Bilder aus Kunst- und persönlichen Fundstücken. Wichtig sei ihm dabei der Dialog, der aus diesen Arrangements entsteht. Die Dinge aufzulösen und von der Funktion zu befreien.

Die Rezeptionsgeschichte eines Kunstwerkes ist offen und wandelbar.

Kunst bekommt eine neue Bedeutung – Entwertung oder doch eher Neuverwertung? Die Kunststücke werden von den gesellschaftlichen Normen und (monetären) Bewertungen befreit und auf ihre künstlerischen Inspirationsquellen zurückgeführt. Auch persönlichen Fundstücken besitzen einen Wert. Die Konstellation und die Nähe der Kunst zu den Fundstücken beeinflussen die Werke und setzen eine solche Neubewertung in Gang.

Podestarbeit im Erdgeschoss, im Hintergrund die 20-teiligen Serie von David Hockney
Ingo Mittelstaedt nimmt das Gedicht von Wallace Stevens sowie die Serie von David Hockney als Ausgangspunkt, um „Chinese Whispers“ in Gang zu setzen.

Zwei weitere Schwerpunkte seiner räumlichen Ideentransformationen schafft Ingo
Mittelstaedt im Obergeschoss des Hauses am Waldsee. Hier stehen Arbeiten von
Marcel Broodthaers und Rebecca Horn im Fokus.

„Chinese Whispers“ zeigt insgesamt acht sprechende Bilder im Raum. Sie setzen sich aus über einhundert Kunstwerken aus der Sammlung Peter Raue, an die vierzig Fotoarbeiten von Ingo Mittelstaedt sowie Fundstücken und Objekten aus dem Atelier des Künstlers zusammen. Dabei stammen viele der in den Diskurs aufgenommenen Arbeiten von Künstlern, die früher bereits im Haus am Waldsee ausgestellt haben: Cy Twombly (1963), Joseph Beuys (1967), Rainer Kriester (1972), Marcel Duchamps (1973), Marcel Broodthaers (1974), David Hockney (1975), Rebecca Horn (1975) und Gotthard Graubner (1987).

Die Ausstellung geht noch bis zum 28.08.2016.
Dienstags - Sonntags, 11-18 Uhr, Montags geschlossen

Es erscheint ein Katalog. Hrsg. und eingeführt von Katja Blomberg, mit einem Essay von Wolfgang Ullrich. Verlag Walther König, Deutsch/ Englisch. 80 S., € 18

Haus am Waldsee 
Internationale Kunst in Berlin
Argentinische Allee 30
D-14163 Berlin
www.hausamwaldsee.de


Begleitend zu jeder Ausstellung bietet das Haus am Waldsee Kuratorenführungen, Künstleressen und Künstlergespräche im großen Kreis an.
Kontakt:
s.witt@hausamwaldsee.de oder 030 - 801 89 35

Besonders inspirierend sind die Yoga-Stunden am Morgen. Die Erfahrung der Kunst und des Yoga erweitern unseren Wahrnehmungshorizont. Sie schulen Toleranz und Einfühlungsvermögen und lassen uns gelassener auf die Herausforderungen des Alltags blicken. Die Yogakurse finden immer mittwochs von 9 bis 10.30 Uhr statt.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. (Einzelstunde: € 12)

Freitag, 15. Juli 2016

WEIMAR - Zwischen Anna Amalia, Goethe, Gropius und all den Anderen

Text von Juliane Rohr

 

Den ganzen Bericht mit vielen Bildern gibt's hier>>

DER SOMMER MACHT PAUSE

2. Juli 2016 - Zeit für einen spontanen Samstags-Ausflug nach Weimar – zwei Stunden mit dem Auto ab Berlin. Easy geparkt in der Goethe-Tiefgarage mitten in dem Städtchen, dass uns mit dem Blick auf die herrschaftlichen Häuser in der Ackerwandstrasse gleich in den Bann zieht.
 

Einmal um die Ecke geschlendert, stehen wir vor der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek am Platz der Demokratie. Ein einfaches „Bibliothek“ über einer Holztür zeigt nicht wirklich, was sich für ein Schatz in dem Gebäude verbirgt. Hoch über dem Platz thront übrigens das Denkmal von Carl-August (1757-1828). Der Großherzog war es, der in seiner Stadt konsequent bürgerliche Kultur und Wissenschaft förderte. Er legte damit den Grundstein für Weimars weltoffene Entwicklung. Literatur, Philosophie, Theater, später Musik und Architektur – diese Bandbreite machte den Ort zur geistigen Hauptstadt Europas. 

Weimar atmet Geschichte.

Sprüche und Weisheiten begegnen uns an diesem Tag immer wieder – sogar an Hauswänden. Zum Teil in luftiger Höhe. Es lohnt mit wachen Augen unterwegs zu sein und den Blick schweifen zu lassen. Goethe, Schiller, Kafka, Liszt, Bach, Wagner, Nietzsche, aber auch Gropius mit seinen Bauhäuslern – alle waren und sind irgendwie immer noch hier. Weimar macht beste Laune und füttert den Geist.

Weiterbummeln, da wir erst in gut eineinhalb Stunden unseren Slot in der Anna-Amalia haben. Nur 250 Besucher am Tag dürfen in die historische Bibliothek. Dringend online anmelden, da an der Kasse nur 50 Plätze täglich vergeben werden können und die sind je nach Weimarer Touri-Aufkommen schnell weg. Wir machen einen Cappuccino-Zwischenstopp im Café am Frauentor. Genießen den Blick auf Goethes Wohnhaus und in die von Bäumen gesäumte Fußgängerzone in Richtung Schillers Wohnhaus



rechts das Wirtshaus zum weißen Schwan, hier wohnten Goethes Gäste | links das gelbe Haus von Goethe

Es bleibt noch Zeit – weiter zum Nationaltheater. Dort ist das wohl berühmteste Denkmal Deutschlands zu sehen: Goethe und Schiller (1856 von Ernst Rietschel entworfen) auf einem Sockel vereint. Interessant – die beiden Dichter und Denker würdigen sich keines Blickes. Goethe war reich, Schiller musste sparen und oft krank. Der eine liebte Rotwein und seine Botanik während Schiller faulende Äpfel in seinen Schreibtisch legte, weil der Fäulnisgeruch seine Kreativität beflügelte. Von wegen Gegensätze ziehen sich an. Und ja, nicht nur japanische Selfiestick-Touristen wollen hier ein Foto. Es will jeder eines, zusammen mit den beiden Giganten der deutschen Klassik – wir auch. Gewartet, Zeit vertrödelt – schnell zurück zum Slot in die weltberühmte Büchersammlung.

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek
 
1691 als öffentlich zugängliche Bibliothek gegründet, war sie zunächst im Residenzschloss untergebracht. Mit Herzogin Anna Amalia 1766 kam der Umzug ins Grüne Schloss. Dort sind die Bücher seit 1849, in dem von Clemens Wenzeslaus Coudray gestalteten Rokokosaal. 2004 brannte der Dachstuhl des UNESCO-Weltkulturerbes nieder, der Saal und 118 000 Bücher wurden zum Teil schwer beschädigt, 50 000 Bücher gingen dabei für immer verloren. 2007 dann die Wiedereröffnung. Seither steht der Besucher sicher noch begeisterter in dem ovalen Inneren der Bibliothek. Da stören auch die über großen Filzpantoffeln nicht lange mit denen wir über das Parkett schlappen. Der Weisheit ein Haus – hier wohnt sie definitiv, ein Gedanke, der uns kommt. 

Geschwungene Regale erzeugen das innere Oval der Anna Amalia Bibliothek

Die kostbaren Bücher stehen in weißen mit feinem Goldstrich eingefassten Holzregalen und dürfen zu Forschungszwecken ihren Platz verlassen. Wie gerne würden wir auf einen der Balkone im Stockwerk über den Regalen stehen und hinunter gucken. Heute leider nicht, aber sicher ein anderes Mal im Rahmen einer Führung. Der Raum ist übrigens viel kleiner, als auf den wohlbekannten Bildern der Fotografin Candida Höfer.

Who's Who der Deutschen Geschichte

Wieder auf dem Marktplatz können wir dann nicht mehr widerstehen und kaufen eine frisch gebrutzelte Thüringer Bratwurst mit viel Senf. Mmmmhh ... irgendwie anders als in Berlin, mehr Gewürz vielleicht – oder schlicht und einfach die Atmosphäre in der Mitte Weimars. Der Blick auf den Rathausturm deren 35 Glocken aus Meißner Porzellan sind. Genau gegenüber das Wohnhaus von Lucas Cranach dem Älteren, rechts das berühmte Hotel Elephant, in dem ehemaligen Wirtshaus waren alle, wirklich alle zu Gast. Und links noch die Apotheke, in der schon Goethe eingekauft hat. 



Goethe und Schiller vor dem Nationaltheater vereint

Zeitensprung ins Bauhaus-Museum. In dem Haus wurde 1919 übrigens die Weimarer Verfassung unterzeichnet. Schon wieder so ein geschichtsträchtiger Ort. Herrlich. Wir begegnen in dem großen Ausstellungsraum zunächst Walter Gropius, der 1919 das Staatliche Bauhaus gründete. Ausgestellt sind hier Bilder, Entwürfe, Möbel, Lampen oder auch Teekannen von Gropius, Oskar Schlemmer, Lyonel Feininger, László Moholy-Nagy, Paul Klee oder Kurt Schwerdtfeger. Weimar war in den 20ern der Treffpunkt der Avantgarde. Bis 1925 erste nationalsozialistische Strömungen die illustre Truppe zum Umzug nach Dessau und Berlin zwangen.

Weniger Bauhausmoderne in puncto Einrichtung spüren wir beim Lunch im Anno 1900. Wildkräutersalat und Mango-Kokossuppe sind hingegen modern vegan und Berlin-Mittelastig. Der Besuch lohnt sich auch, weil das Haus, in dem das Lokal ist, entzückend ist und Schriftsteller wie Franz Kafka hier schon gegessen haben.

Unser nächster Halt ist die Bauhaus-Uni. Ein beeindruckender Bau mit riesigen geschwungenen Atelierfenstern 1904 bis 1911 von Henry van de Velde entworfen. Hier entstand das Bauhaus. Walter Gropius wollte Experimentierfreude, Offenheit, Kreativität, Nähe zur industriellen Praxis, projektorientiertes Arbeiten und ein Wir-Gefühl von Lehrern und ihren Schülern fördern. Der ein oder andere Bauhauslehrer machte mit seinen Schülern Yoga auf den Wiesen vor dem Bau und man kann sich vorstellen, wie sie damit das Weimar der 20er in Aufruhr versetzten.

Auch lohnenswert ist der Historische Friedhof. Ich mag alte Friedhöfe, ist so ein Erste-große-Liebe-Ding. Dieser ist besonders – nur einige verstreuten Gräber mitten im wild wachsendem Grün und an den Friedhofsmauern entlang die Grabstätten wohlhabender Weimarer. Am Ende des ansteigenden Weges steht die Fürstengruft. Hier liegt auch Johann Wolfgang von Goethe. Friedrich Schillers Gebeine sollen später hinzugekommen sein. Nebenwirkung der modernen Medizin: Dank DNA-Test ist inzwischen klar, dass dort nicht des Dichters Schädel liegt – wo er überhaupt begraben ist, bleibt bislang unklar. Hinter der Gruft erhebt sich die russisch-orthodoxe Kapelle über dem Grab der Großherzogin Maria Pawlowna. Auch hübsch und es riecht nach Weihrauch. 


Bauhaus Weimar - Aufbruch in die Moderne


Mit diesem Duft in der Nase geht es zum nächsten Bauhaus-Berührungspunkt auf unserer Liste – dem Haus am Horn. Wir laufen quer durch den Park an der Ilm – vorbei am Franz Liszt-Haus (ebenfalls von Coudray gebaut), verschiedenen Theaterkulissen (ja wirklich!) im idyllischen Park und lassen Goethes Gartenhaus links liegen, bevor ein kleiner Pfad zum ersten Ökohaus der Welt führt. 


Das Haus am Horn wurde zur ersten großen Bauhausausstellung 1923 von Georg Muche als Musterhaus konzipiert und in nur vier Monaten hochgezogen. Es ist die einzige in Weimar realisierte Bauhausarchitektur. Michael Siebenrodt vom Freundeskreis der Bauhaus-Universität gibt uns eine intensive, facettenreiche Führung auf den Spuren der Architektur- und Materialentwicklung im Bauhaus. 

Das Haus am Horn wurde zur ersten großen Bauhausausstellung 1923 von Georg Muche als Musterhaus konzipiert und in nur vier Monaten hochgezogen.

Danach springen wir noch einmal von der Moderne zurück in die Klassik – auf eine Stippvisite in Goethe Gartenhaus. Seit 1776 im Besitz des Dichters, finanziert von Herzog Carl August. Damals lag es vor den Toren der Stadt und war ein Rückzugsort. Idyllisch, diese Pflanzenpracht im Garten, dagegen stehen kleine, fast bescheidene Zimmer. In einem davon steht Goethes Reisebett und geschrieben wurde am Stehpult auf einer Art Sitzbock – der Mann hatte Rückenprobleme vom vielen Reisen mit der Kutsche.

Per pedes geht es für uns durch den Park an der Ilm zurück zur Parkgarage am Goethehaus - das haben wir für den nächsten Besuch auf die to-do-Liste geschrieben. 9 Stunden Weimar: ein feiner, gut übersichtlicher Ort. Ein Ort, der Geschichte und Geschichten an jeder Ecke verbirgt, die es lohnt zu entdecken. Quintessenz – oder mit Goethes Faust gesprochen „des Pudels Kern“ – unserer Weimarreise: Unser Entdeckergeist ist geweckt. Und: Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder – keine Frage. 

www.weimar-tourist.de 

 

alle Fotos@2016 Juliane Rohr und Ruth-Janessa Funk

Hier geht's zum ausführlichen Report mit allen Bildern und weiteren Informationen zu Weimar.

Montag, 4. Juli 2016

Neue Horizonte öffnen - Berliner Festspiele 2016


Künstlerischer Leiter Matthias von Harzt stellte heute sein letztes Programm vor. Wehrmutstropfen: es ist unklar wie es weiter geht mit dem Festival im kommenden Jahr

Foreign Affairs - International Performing Arts Festival 
5.7 bis 17.7.2016 
von Juliane Rohr

Kunst verstecken und Kunst zu finden ist eine der Aufgaben dieses Festivals – also los und eintauchen in ein abwechslungsreiches, spannendes und internationales Programm.  
Uncertainty (Unsicherheit) ist in diesem Jahr der programmatische Titel und das Festival wird sich diesem Motto auf vielfältigen Ebenen nähern. Vergangenen Sommer wurde Deutschland von der großen Flüchtlingszahl überrascht. Und dass, obwohl die Entwicklung im Nahen Osten bekannt war. Die Situation ist am Ende nur ein Indiz dafür, wie gerne wir an Vertrautem festhalten. Und doch müssen wir uns der Realität stellen, uns permanent neue Horizonte eröffnen und uns unsicheren Gegebenheiten stellen. Das Foreign Affairs Festival ist seit 5 Jahren auch eine politisch-künstlerische Plattform und so beschäftigen sich in den kommenden zwei Wochen viele internationale Künstler/-innen mit Uncertainity – hier eine kleine Auswahl:

  • die britische Poplegende Jarvis Cocker wird Anekdoten von Bach bis Nixon erzählen und Lieder singen (12. Juli)
  • NT Gent/les ballets C de la B, Frank van Laecke, Alain Platel, Steven Prengels gestalten den Eröffnungsabend mit Tanz und Blasinstrumenten (5. Und 6. Juli)
  • Nature Theater of Oklahoma. Kelly Copper und Pavel Liska werden an verschiedenen Orten den Film „Germany Year 2071“ drehen – bitte unter www.berlinerfestspiele.de anmelden da die Platzkapazität begrenzt ist (5. Bis 17. Juli)
  • Die australische Performancekünstlerin Joanna Dudley führt durch die No it is!-Ausstellung im Gropius-Bau. Der vielsagende Titel lautet - A Guided Tour of the Exhibition: For Soprano with Handbag (11., 13., 14. Und 16. Juli)

Angefangen hat das Festival übrigens bereits am 12. Mai mit der poetischen „No it is!“- Ausstellung von William Kentridge im Martin-Gropius-Bau (noch bis 21. August). Ab dem 5. Juli geht es dann an verschiedenen Spielorten (siehe unten) weiter. Dieses Mal wird zudem das ganze Festspielhaus zur Ausstellungsfläche mit einer Nachtausstellung: Ab 22 Uhr werden Fassade, Kassenhalle, Vordach, Lastenaufzug und andere Orte mit Projektionen, Installationen und Live-Performances bespielt. Mit dabei sind Künstler wie Mary Reid Kelley, Dries Verhoeven und Nelisiwe Xaba. Der südafrikanische Künstler Kentridge zeigt an sechs Orten im Bauch des Hauses an der Schaperstrasse verschiedene Kunstwerke und Filmarbeiten. Gewohnt zauberhaft - so viel sei verraten. Ein Besuch zu nächtlicher Stunde lohnt also absolut – hinterher noch auf ein Bier oder Wein mit guten Horizont öffnenden Gesprächen im Festspielgarten.


Weitere Infos, Programm und Tickets unter www.berlinerfestspiele.de

Spielorte:

  • Haus der Berliner Festspiele, Schaperstrasse 2, Berlin-Wilmersdorf
  • Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstrasse 7, Berlin-Kreuzberg
  • Haus der Zukunft, Kapelle-Ufer 2, Berlin-Mitte
  • Silent green Kulturquartier, Gerichtstrasse 35, Berlin-Wedding
  • Nature Theater of Oklahoma (infos und Anmeldung unter www.berlinerfestspiele.de/oktheater)

Jarvis Cocker  „Sleepless Nights“ (Foto ©Emma Russell) 
Frank Van Laecke, Alain Platel, Steven PrengelsNT Gent / les ballets C de la B „En avant, marche!“
(Foto © Phile Depre)
Frank Van Laecke, Alain Platel, Steven PrengelsNT Gent / les ballets C de la B „En avant, marche!“
(Foto © Phile Depre)
Nature Theater of Oklahoma: Kelly Copper, Pavol Liska
Foto © Jasper Kettner

NO IT IS ! William Kentridge

 A Guided Tour of the Exhibition: For Soprano with Handbag Joanna Dudley
(Foto © Jirka Jansch
)

Uncertain Places. Eine Nachtausstellung | Dries Verhoeven

(Foto © Kevin McElvaney )

Uncertain Places. Eine Nachtausstellung | Mary Reid Kelley

(Foto © Mary Reid Kelley)


Eine Rezession von Circus Mag über die Ausstellung William Kentridge im Martin-Gropius-Bau gibt es übrigens hier>> nachzulesen.