Gestern Abend war die offizielle
Eröffnung der Ausstellung „Agentur
des Exponenten“ von GASAG Kunstpreisträger 2016 Andreas Greiner. Ursprünglich hatte Greiner Medizin
studiert, dann wurde Meisterschüler bei Olafur Eliasson an der Universität der Künste Berlin und ist dort
auch Absolvent des Instituts für Raumexperimente. Da verwundert nicht sein
Ansatz mit seiner Kunst einen neuen Denkraum zu erschaffen, der ein anderes
Verhältnis zur Umwelt und Natur ermöglicht. Doch dabei geht es vor allem um die
Verknüpfung zwischen Kunst und Wissenschaft. Steigen wir intensiver in seine
Arbeiten ein, lernen wir den anthropozentrischen
Blick kennen mit dem er die Natur hinterfragt.
Masthuhn Heinrich (totus corpus) Foto: Theo Bitzer, mit Verpflichtungsvertrag des Kinderbauernhofs |
Und wir lernen Heinrich
kennen. Heinrich, das Masthuhn, wird von
Andreas Greiner aus einem Mastbetrieb gerettet. Anschließen suchte er einen geeigneten
Kinderbauernhof, der sich vertraglich dazu verpflichtete sich gut und
artgerecht um Heinrich zu kümmern. Greiner wollte sehen, wie sich ein
Masthuhn in Freiheit entwickelt. Doch Heinrich starb nach sechs Monaten an
Herzversagen. Eigentlich werden Hühner ca. sechs Jahre alt. Masthühner sind
aber nicht darauf gezüchtet so alt zu werden. Sie werden gemästet um nach 30
Tagen geschlachtet zu werden. Heinrichs Geschichte steht stellvertretend für 6
Millionen Masthühner in Deutschland. Na dann guten Appetit.
Masthuhn (Èlèonore) vor einer CT-Röntgenaufnahme in Berlin 2015 (Foto: Andreas Greiner) |
Neben dem Fotoporträt von Masthahns Heinrich befindet sich
im Zentrum der Ausstellung ein monumentales, im 3D-Druckverfahren erzeugtes,
Skelett eines weiteren Masthuhns. Dafür ließ er von dem toten Huhn (nicht
Heinrich) ein CT anfertigen. Nun steht das 7,50 Meter große Skelett mit dem Titel „Monument für 308“ (308
ist die Typenbezeichnung für diese Sorte Masthuhn) auf einem klassischen
Skulpturensockel in der großen Halle der Berlinischen Galerie. Es erinnert an die Rekonstruktion
eines Flugsauriers im Naturkundemuseum,
der gerade zum Sprung oder Flug ansetzt. Es ist die digitale Transformation in
ein Relikt unserer Zeit. Der 3D-Drucker benötigte dafür zwei
Monate, mit 24 Stunden am Tag druckend, 7 Tage die Woche, bis alle Knochenteile
fertig gestellt waren.
Skizze und Skuptur "Monumentum für die 308" im Atelier (Foto: Theo Bitzer, 2016) |
Im zweiten Teil der Ausstellung befasst sich der Künstler
mit Lebewesen, die normalerweise nicht als Individuen wahrgenommen werden –
Algen. Sie wurden mit einem
Elektronenrastermikroskop in großen Schwarz/ Weiß-Fotos porträtiert. Neben ihren lateinischen Beschreibungen hat Geiner den
Mikroalgen eigene Vornamen gegeben. Sie heißen Florian, Stephen und Ulrike.
"Ulrike" Euastrum oblongum |
"Florian" und "Stephen", elektronenrastermikroskopische Aufnahem, 2015, Andreas Greiner und Martina Heider, Bayerisches Polymerinstitut, Universität Bayreuth |
Im dritten Teil kombiniert
Greiner einen selbstspielenden Flügel (Disklavier) mit Filmaufnahmen von der
Haut von Tintenfischen. Wir sehen die pulsierende und leuchtende Haut und hören
dazu die musikalische Interpretation von Freund und Kollege Tyler Friedman.
Begleitet wird die Ausstellung
von einem umfangreichen Rahmenprogramm und Schulprojekten zur
„Freilandhaltung“. Mehr dazu auf der Homepage der Berlinischen Galerie: www.berlinischegalerie.de
Berlinische
Galerie, Alte Jakobstr.
124–128.
Eröffnung: 14.9. 19 Uhr.
Mi–Mo
10–18 Uhr. Bis 6. Februar 2017.
#AndreasGreinerBG
#berlinischegalerie
Text: Ruth-Janessa Funk
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