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Dienstag, 21. Juni 2016

"CENDRILLON" von Jules Massenet in der Komischen Oper Berlin


Das Märchen vom Aschenputtel oder auch "Cindarella" in der Walt-Disney Variante, gehört zur Kindheitserinnerung für fast jeden von uns. Der französische Komponist Jules Massenet machte daraus 1899 eine romantische Oper und der venezianische Regisseur Damiano Michieletto inszenierte an der Komischen Oper Berlin zu eine moderne Märchen-Oper im tristen Ballettsaal (Bühne: Paolo Fantin), teils Krankenstation und zwischendurch Feenwald. Regisseur Damiano Michieletto macht aus der Oper die Tragödie einer Tänzerin.

Natürlich gibt es die böse Stiefmutter (die strengen Madame de la Haltière  führt eine Balletschule), die beiden Stiefschwestern (Noémie und Dorothee, gemein wie wir sie aus dem Märchen kennen) und jede Menge Feen (als ältere Damen), die dem Mädchen Lucette (Aschenputtel) in ihrer schwierigen Situation zur Seite stehen. In "Cendrillon" lebt der Vater (Witwer Pandolfe) von Lucette, wunderbar gesungen von Werner Van Mechelen. Pandolfe steht unterm Regiment von Madame de la Haltière, die auch ihre neue Ehe wie im strengen Regiment wie die der Ballettschule führt.


Nadja Mchanfa (Cendrillon), Statisterie
Foto: Monika Rittershaus

Das Mädchen Lucette wollte hoch hinaus, nicht träumend, sondern tanzend und ist nach einem tragischen Unfall auf der Bühne ans Krankenbett gefesselt. Wie Cendrillon, das Aschenputtel, kämpft sie gegen schmerzvolle Einsamkeit, Selbstzweifel und Angst. Statt Prinzessin sucht der Prinz eine Tanzpartnerin. Die Sopranistin Nadja Mchantaf singt, spielt und tanzt Lucette und ist eine wunderbare Besetzung für die Titelpartie.

Karolina Gumos (Le Prince Charmant), Nadja Mchantaf (Cendrillon)
Foto: Monika Rittershaus

Karolina Gumos (Le Prince Charmant), Chorsolisten der Komischen Oper Berlin
Foto: Monika Rittershaus
Nadja Mchantof (Cendrillon), Mari Eriksmoen (La Fée), Statisterie
Foto: Monika Rittershaus
Im Hospital allein sinkt Lucette in einen märchenhaften Schlaf: Sind es Geister und Feen, die ihr im Traum erscheinen? Und zu ihrer hellen Freude: Sie ist geheilt,  kann wieder tanzen und kehrt gesund zurück zu ihrem »Märchenprinzen«.

Am Ende klappt es also mit dem Prinzen, auch wenn die Umwege etwas anders verlaufen wie im Märchen. Der Prinz "Charming" ist zwar eine Frau (Karolina Gumos), was ein bisschen irritiert, es gibt doch so viele schöne junge Männer, aber als modernes Märchen passt es vielleicht besser, bei all der Transgender-Diskusssion derzeit in der Mode, warum nicht auch auf der Bühne!




Von Rossinis La Cenerentola über ein halbes Dutzend weiterer Vertonungen im 19. Jahrhundert bis hin zu Prokofjews Ballett und dem gleichnamigen Walt-Disney-Musical – das Märchen vom Aschenputtel gehört zu den beliebtesten Stoffen auf den Bühnen der Musiktheater.

Jules Massenets Vertonung, uraufgeführt 1899 an der Pariser Opéra-Comique, erlebte nach ihrer Premiere einen Siegeszug über die Welt. Inmitten der Belle Époque traf der seinerzeit erfolgreichste Komponist Frankreichs den Nerv einer Zeit gesellschaftlicher und technischer Umbrüche, in der die Sehnsucht nach kleinen Fluchten aus einer Wirklichkeit, welche die Menschen zunehmend überforderte, ins Unendliche wuchs. Massenet betont die verzauberte, traumhafte Seite der Geschichte und verleiht seinen Märchenfiguren menschliche Züge.


Cendrillon von Jules Massenet
Oper in vier Akten, in französischer Sprache
Dauer: 2h, 45 Minuten (eine Pause)

Nächste Vorstellungen sind am 26., 29. Juni und 2., 10. Juli 2016.
Komische Oper Berlin
Behrenstrasse 55-57
10117 Berlin
www.komische-oper-berlin.de/karten/

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