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Samstag, 6. August 2016

Kunstaktion in Berlin: 300 „Trash People“ in der Baugrube


Die Baugrube neben der letzten noch ganz erhaltenen Schinkel-Kirche in Berlin-Mitte steht derzeit unter besonderer Beobachtung. Der Bau von Luxuswohnungen auf der einen Seite gefährdete bereits mit Rissen das Baudenkmal und verursachte bleibende Schäden an dem neugotischen Gebäude. Deshalb ist es seit 2012 geschlossen. Nun drohen neue Risse in der 1824 von Karl Friedrich Schinkel erbauten Kirche durch die Baumaßnahmen für ein weiteres Luxus-Wohnquartier. 

Die "Trash People" Armee in der Baugrube neben der letzten noch ganz erhaltenen Schinkel-Kirche in Berlin-Mitte


Die Baufirma hat gelbe Hydraulikstangen angebracht, um die Kirche stützen und vor weiteren Rissen zu schützen.
Seit 1996 reist die „Müll-Armee“ des Aktionskünstlers HA Schult durch die Welt. Eine „vorweggenommene Archäologie“ nennt Schult die Installation, die an die Terrakotta-Armee in China erinnern soll. Die mannshohen Großskulpturen (rund 1,80 Meter), zusammengebaut aus Blechdosen und anderem Zivilisationsmüll, standen bereits auf dem Roten Platz in Moskau, an der Chinesischen Mauer und den Pyramiden von Gizeh. Sie sollen die Ausgegrenzten und Ausgebeuteten dieser Welt symbolisieren und mahnen zu Umweltschutz und nachhaltigem Umgang mit der Natur.

Die Berliner Station seineTrash People ist für den Künstler ein Höhepunkt der Reise: „Hier habe ich als Trümmerkind nach dem Zweiten Weltkrieg gespielt und die Friedrichswerdersche Kirche war eines der wenigen heil gebliebenen Gebäude.“ Somit ist die Ausstellung in der Baugrube auch als eine Hommage an die Architektur des großen Berliner Baumeisters Karl Friedrich Schinkel gedacht.

Mit der Berliner Aktion will HA Schult „die wunderschöne Kirche wieder ins Gedächtnis zu holen“. Erst durch die Baumaßnahmen sei die Kirche aus der Vergessenheit geholt worden, so Schult. „Die Gemeinde existiert nicht mehr, und Ausstellungen fanden hier ja auch schon lange nicht mehr statt. Na dann hoffen wir, dass sich dies bald wieder ändert. Die „Trash People“ habe es bei mir auf jeden Fall auch Interesse für Schinkel’s vergessene Kirche wieder geweckt. Aktion also gelungen!

www.haschulte.de



Die Installation „Trash People“ des Kölner Aktionskünstlers HA Schult.

Armee aus Abfall: Die Müllmenschen des Kölner Künstlers HA Schult,  rund 1,80 Meter, zusammengebaut aus Blechdosen und anderem Zivilisationsmüll


Die Trash-People-Armee stand schon auf dem roten Platz, vor den Pyramiden und an der Chinesischen Mauer.





Text und Fotos: ©2016 Ruth-Janessa Funk 

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